Der junge Wisentstier konnte nicht platziert und musste deshalb getötet werden

Medienmitteilung des Vereins Wisent im Thal vom 14. April, 16 Uhr

Von der Wisentherde des Projekts Wisent Thal im solothurnischen Welschenrohr musste heute ein junger Stier, der 2023 im Gehege geboren wurde, getötet werden. Trotz intensiver Suche im Rahmen des Europäischen Erhaltungszuchtprogramms des Europäischen Zooverbands EAZA und trotz weiterer Kontakte zu einem Projekt in Rumänien konnte kein Platz für den zweijährigen Stier gefunden werden. In der Herde konnte der junge Stier nicht länger bleiben, da bei Wisenten jeweils nur ein Stier pro Herde Platz hat. Sobald ein junger Stier geschlechtsreif wird, besteht die Gefahr, dass der Vater ihn verletzt oder gar tötet, denn dieser duldet keinen Konkurrenten. In der Natur würde sich der junge Stier zuerst einer Gruppe mit anderen jungen Stieren anschliessen, bis er später sein Glück bei einer Herde mit Kühen versucht.

Die Wisente des Projekts Wisent Thal sind Teil des Europäischen Erhaltungszuchtprogramms der EAZA. Ziel eines Erhaltungszuchtprogrammes ist es, eine genetisch vielfältige und gesunde Population der entsprechenden Tierart zu erhalten. Dies ist nur möglich, wenn Tiere regelmässig ausgetauscht werden, um Inzucht zu verhindern. Eine Kastration ist nicht sinnvoll, weil kastrierte Tiere begrenzte Haltungsplätze blockieren und keine Nachkommen mehr züchten können. Zudem verhindert eine Kastration nicht das Problem mit der Konkurrenzsituation von mehreren Stieren in einer Herde. Kann für ein Tier kein Platz in einem anderen Zoo gefunden werden, muss es getötet werden.

Der Verein Wisent im Thal wird den getöteten Stier so weit wie möglich nutzen. Das Fleisch geht in die lokale Gastronomie im Naturpark Thal. Fell, Schädel und weitere Skelettteile werden für Bildungszwecke präpariert.

Das Projekt Wisent Thal untersucht, ob der im Mittelalter ausgerottete Wisent im Jura heute wieder als Wildtier tragbar ist. Dazu wird eine Wisent-Testherde während 5 Jahren im Gehege gehalten. Diese stammt vom Wildnispark Zürich Langenberg, der als Projektpartner auch für die Koordination mit dem Erhaltungszuchtprogramm der EAZA verantwortlich ist. Das eingezäunte Testgelände in Welschenrohr gehört der Bürgergemeinde Solothurn und dem Landwirt und Wisent-Ranger Benjamin Brunner. Es wird weiterhin land- und forstwirtschaftlich genutzt und ist für die Öffentlichkeit zugänglich.

Auskunft:

  • Otto Holzgang, Projektleiter Wisent Thal, 076 418 02 66
  • Stefan Müller-Altermatt, Präsident Verein Wisent im Thal, 076 332 15 26